Ein Fight über die volle Distanz
Der Göppinger Sportverein wehrte sich im WFV-Pokal über 120 Minuten nach Kräften, unterlag den favorisierten Stuttgarter Kickers aber letztlich im Elfmeter-Schießen. Von Andreas Böhringer
„Es ist brutal, was die Jungs abgeliefert haben, sie haben sich gequält“, schwang eine gehörige Portion Stolz mit in den Worten von Gianni Coveli – und dies mit recht, denn seine Schützlinge ackerten über 120 Minuten und warfen in Sachen Lauf- und Kampfbereitschaft alles in die Waagschale. Der SV-Übungsleiter entschied sich für ein kompaktes 5-3-2, in dem mit Ex-Kickers-Akteur Mo Baroudi und Emmanuel McDonald zwei Neuzugänge standen. Die Hausherren standen tief, die beiden Sturmspitzen waren auf Höhe der Mittellinie postiert und vornehmlich mit Defensivaufgaben beschäftigt. Beim Regionalliga-Aufsteiger, der am 1. Juli in einem Testspiel noch zu einem lockeren 4:1-Erfolg an der Hohenstaufenstraße kam, bildeten eine Woche vor dem Liga-Auftakt bei den Offenbacher Kickers die Ex-Sportvereinler Marcel Schmidts und Kevin Dicklhuber die rechte Seite der Gäste, die in einem von Beginn an intensiv geführten Vergleich am Drücker waren und das Geschehen in die Göppinger Hälfte verlagerten. Die Hausherren wirkten zunächst etwas nervös und übervorsichtig, was sich in teils unkontrollierten Befreiungsschlägen niederschlug. Doch mit zunehmender Spieldauer und einer fast perfekt funktionierenden Defensivarbeit wurden die Rot-Schwarzen immer sicherer in ihren Aktionen, wie auch Coveli lobend festhielt: „Wir hatten auf alles, was die Kickers versuchten, eine Antwort parat. Die Jungs haben die Vorgaben perfekt umgesetzt. Ich kann mich nicht erinnern, dass die Kickers so wenige Chancen kreieren konnten.“ Nachdem Dicklhubers Versuch von Marcel Schleicher pariert wurde, setzte der Sportverein in der 22. Minute erste offensive Impulse, doch Baroudis Hereingebe wurde geklärt. Den Offensiv-Bemühungen merkte man die Sorgen an, in einen Konter zu geraten. Diese Vorsicht war einerseits nachvollziehbar, andererseits war daher bei manch aussichtsreicher Situation der Strafraum nur unzureichend besetzt und die Flanken konnten von der Hintermannschaft der Blauen problemlos bereinigt werden.
Auch nach dem Seitenwechsel änderte sich an der Statik des Spiels nur wenig, beide Seiten kämpften verbissen um jeden Ball, die Gangart wurde teils ruppiger, doch insgesamt war es eine faire Begegnung, die mehr und mehr von der Spannung lebte, denn hundertprozentige Torchancen fehlten hüben wie drüben, so dass klar war: wer das Tor macht, wird wohl als Sieger vom Platz gehen. Nach einem missglückten Befreiungsschlag von SV-Keeper Schleicher, der auch bei hohen Bällen die eine oder andere Unsicherheit zeigte, kam es zu einem Foul an der Strafraumgrenze, doch Dicklhubers Versuch blieb in der Mauer hängen (62.), der Schuss von Lukas Kiefer ging vorbei (72.). Auf der Gegenseite unterschätzten die Innenverteidiger einen Schleicher-Abschlag, doch McDonald zielte unter Bedrängnis aus 14 Metern weit drüber. Die beste SV-Möglichkeit ergab sich nach einem Konter, doch nach einer Schramm-Hereingabe lenkte ein Kickers-Verteidiger mit der Zehenspitze den Schuss aus kurzer Entfernung von Max Ziesche zur Ecke (87.).
In der Verlängerung merkte man den Göppingern den Kräfteverschleiß an, wie Coveli erklärte: „Wir haben viel, viel gearbeitet und Fußball gespielt, solange Kraft da war.“ Diese wurde weniger, die Kickers hatten folglich ein Übergewicht, in aussichtsreicher Position schlug Christian Mauersberger bei seinem Seitfallzieher ein Luftloch (92.), nach einer Faustabwehr fiel das Leder Niklas Antlitz vor die Füße, doch den Schuss aus kurzer Distanz parierte Schleicher (102.). Gegenüber Felix Dornebusch war gleichfalls auf seinem Posten beim McDonald-Schuss vom rechten Strafraum-Eck (120.). Der Kickers-Schlussmann durfte sich schließlich nach der 11-Meter-Lotterie von seinen Teamkameraden feiern lassen, denn er blieb zweimal Sieger und sicherte der Ünal-Truppe damit das Weiterkommen.
SV Göppingen: Schleicher – Idehen, Milisic, Steinbrenner, Cerimi (106. Hirth), Yalman (74. Schraml), Schumann, Brück (117. Mayer), Baroudi (78. Ziesche), McDonald, Tunjic (74. Schramm).
Stuttgarter Kickers: Dornebusch – Kammerbauer (78. Guarino), Kolbe, Polauke, Schmidts, Mauersberger (97. Berisha), Kiefer, Tekerci, Dicklhuber (81. Riehle), Braig (68. Loris Maier), Antlitz.
Tore: Fehlanzeige. – SR: John Bender (Tübingen). – Zuschauer: 1600.