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Rauf und runter in Göppingen

Die Zuschauer beim Sportverein sehen sechs Tore, der diesmal an der Seitenlinie verantwortliche Daniel Budak hader mit vielen Fehlern. swp Andreas Böhringer

„Für die Zuschauer war es ein tolles Spiel, es ging rauf und runter“, analysierte Daniel Budak das unterhaltsame 3:3 zwischen seinem Göppinger Sportverein und dem FV Ravensburg. Neben einer Umstellung (Gentian Lekaj für Onur Mutlu) war dies die größte Veränderung: Budak übernahm für Gianni Coveli (Urlaub), der im Livestream dabei war und ständig Kontakt hielt. Doch auch der Chefcoach wäre an der Seitenlinie wohl ein ums andere Mal verzweifelt, denn Fehlpässe und einfache Ballverluste zogen sich durch die kompletten 90 Minuten. Was für die Zuschauer ein kurzweiliges Spektakel war, sorgte bei Budak wohl für das eine oder andere graue Haar. „Wenn es ständig hin und her geht, läuft bei uns etwas falsch,“ macht der 38-Jährige deutlich, dass seine Elf eigentlich um einen kontrollierten und geduldigen Spielaufbau mit längeren Ballbesitzphasen bemüht ist. „Uns hat in vielen Phasen die Ruhe gefehlt“, benannte er neben den einfachen Fehlern das Hauptmanko, hinzu kam ein gut eingestellter Gegner.

Der FV Ravensburg zeigte jene Ordnung und Struktur, die dem SV abging. Die Flitsch-Truppe erwischte den besseren Start und war tonangebend. Nachdem Felix Hörger mit einer Volley-Abnahme noch knapp das Ziel verfehlte (7.), traf er zum 0:1 (8.). Nach einer der vielfach gefährlichen Ecken konnte SV-Keeper Layer den Jeggle-Kopfstoß noch abwehren, doch Hörger stocherte die Kugel über die Linie. Der überraschende Ausgleich von Filip Milisic fiel nach einer abgewehrten Schumann-Flanke. Der Schuss aus 20 Metern mit rechts von Milisic wurde geblockt, der Nachschuss mit dem linken Fuß aus 16 Metern zischte wie ein Strich ins Netz (14.). Nach diesem Treffer war der Sportverein besser im Spiel und es entwickelte sich ein Duell auf Augenhöhe mit wenig Leerlauf, in dem beide Teams den Weg nach vorne suchten. Zahlreiche Chancen und Torraumszenen waren die Folge. Nach einer Seitenverlagerung – ein Stilmittel, das der Sportverein häufig einsetzte –  passte Janick Schramm flach nach innen, Anthony Mbem-Soms Versuch aus zwölf Metern ging knapp vorbei (24.). Nach dem verunglückten Abstoß von FVR-Torhüter Kraus klärte Jeggle in höchster Not vor dem einschussbereiten Lekaj (25.), auf der Gegenseite rettete Tomislav Ivezic vor Mittelstürmer Daniel Schachtschneider (29.).

Die Göppinger waren nach Ballgewinnen bemüht, schnell ins Umschaltspiel zu kommen und die großen Räume auszunutzen. Eine Chancen-Flut vor der Pause war das Resultat: Ivezic nach einer Ecke (43.), ein Tunjic-Seitfallzieher (44.), Steinbrenners Schuss nach einer Freistoß-Flanke (45.) und Schramms geblockter Schuss aus zehn Metern (45.+1) hätten alle zu Toren führen können.

Nach dem Seitenwechsel gelang schließlich die zu diesem Zeitpunkt verdiente Führung und Mijo Tunjic stellte seine Vollstrecker-Qualitäten unter Beweis. Nach einer schönen Kombination über mehrere Stationen leitete Tunjic den Ball auf den rechten Flügel weiter, von wo Schramm wieder zurück auf den Torschützen passte, der aus 15 Metern erfolgreich war (59.). „Wenn wir schnell und einfach gespielt haben, sind wir zu Möglichkeiten gekommen beim 2:1. Das war überragend rausgespielt“, freute sich Budak, der sich indes postwendend wieder ärgern durfte, denn nur zwei Minuten später gab es nach einem Milisic-Foul Strafstoß, den Schachtschneider sicher verwandelte (63.). „Wir dürfen die Führung nicht nach zwei Minuten schon wieder herschenken. Da müssen wir mal das Tempo rausnehmen und den Ball in den eigenen Reihen halten“, sprach der Co-Trainer die Missstände an: „Nach dem 2:2 agierten wir kopflos, das 2:3 war deshalb folgerichtig.“ Wieder war es Felix Hörger, der die Göppinger Unzulänglichkeiten ausnutzte und einen schönen Spielzug über die rechte Seite abschloss. Schachtschneider ließ die flache Hereingaben passieren, Hörger konnte sich zentral vor dem SV-Gehäuse freistehend die Ecke aussuchen (69.). Doch die Hausherren hatten, auch begünstigt durch die umstrittene gelb-rote Karte gegen Paul Strauß (72.), das letzte Wort: Mijo Tunjic wurde im Strafraum freigespielt und vollendete aus halbrechter Position überlegt mit einem Flachschuss ins linke Eck zum 3:3-Endstand (81.). „Wir haben nach dem Rückstand Moral gezeigt, der Platzverweis hat uns geholfen. Am Ende müssen wir mit dem Unentschieden zufrieden sein“, konstatierte Budak und wusste immer noch nicht so recht, was er von dieser Begegnung halten sollte.

SV Göppingen: Layer – Milisic, Steinbrenner (83. Mutlu), Ivezic, Schumann, Brück, Schramm, Loser (78. Hölzli), Mbem-Som (66. Neziri), Tunjic, Lekaj (68. Ziesche).

FV Ravensburg: Kraus – Hörger, Jeggle, Videc, Soyudogru (66. Lauenroth, 85. Boneberger), Zimmermann (77. Schuler), Geiselhart, Altmann, Schachtschneider (90. Larisch), Fiesel, Strauß.

SR: Daniel Leyhr (Reutlingen). – Tore: 0:1 Hörger (8.), 1:1 Milisic (14.), 2:1 Tunjic (59.), 2:2 Schachtschneider (63., Foulelfmeter), 2:3 Hörger (69.), 3:3 Tunjic (81.). – Zuschauer: 300. – Gelb-Rot: Strauß (72., wdh. Foulspiel).

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