Beim Göppinger Sportverein ist endgültig die Luft raus
Die Oberliga-Kicker vom Hohenstaufen verlieren auch beim württembergischen Nachbarn SSV Reutlingen mit 2:4 (0:3). swp Andreas Böhringer
Rien ne va plus, nichts geht mehr: Die Worte, die sonst im Casino beim Roulette fallen, beschreiben die momentane Situation beim Göppinger Sportverein ebenfalls treffend. Die vielen englischen Wochen haben bei der Mannschaft von Übungsleiter Gianni Coveli, der wieder auf Tim Schraml (fehlte berufsbedingt) und Max Ziesche (nach Sperre) zurückgreifen konnte und seine Startformation gegenüber der Vorwoche auf fünf Positionen veränderte, Spurten hinterlassen und die Akteure schleppen sich dem Saison-Ende entgegen. Im Monat Mai gelang ein Erfolg bei Absteiger FC Bruchsal, die restlichen fünf Partien gingen bei vierzehn Gegentreffern allesamt verloren.
Der Start an der Kreuzeiche war symptomatisch für diese Gemengelage und der erste Angriff der Hausherren führte direkt zum 1:0. Aus dem Mittelfeld heraus konnte Reutlingen nach vorne spielen, Onesi Kuengienda ließ im direkten Duell Nick Fennell problemlos stehen und passte von der Grundlinie zurück auf Sturmpartner Jovan Djermanovic, der acht Meter vor dem Tor unbedrängt vollenden konnte (2.). „Da haben wir uns einfach düpieren lassen“, kommentierte Coveli diesen Treffer, der bei seinen Schützlingen allerdings zu keinem „Hallo-Wach-Effekt“ führte. Die Mannschaft von Pendant Albert Lennerth konnte weiterhin nach Belieben ihr Spiel aufziehen und profitierte dabei in erheblichem Maße von den unzähligen Fehlpässen der Gäste. Kuengienda per Lupfer (10.) und wieder Djermanovic (23.), dessen Abschluss ungefährlich geriet, verpassten das mögliche 2:0, für das schließlich Frederik Schumann sorgte, der nach einem Meixner-Gassenball aus halblinker Position auf das SV-Gehäuse zusteuerte und Marcel Schleicher keine Chance ließ (39.). Nur eine Zeigerumdrehung später kassierten die indisponierten Göppingen nach einem eigenen Einwurf auf Höhe der Mittellinie das 0:3, für das SSV-Kapitän Pierre Eiberger verantwortlich zeichnete (40.). „Die erste Halbzeit verlief einseitig für uns und die Führung war auch in dieser Höhe verdient“, meinte der zukünftige SV-Akteur Schumann, der auf der linken Außenbahn zu gefallen wusste und sein Potenzial andeutete.
Coveli nahm zur Pause die beiden Innenverteidiger Fennell und Steinbrenner sowie Linksaußen Luca Piljek vom Feld, doch das Fehler-Level blieb zunächst hoch und der Lennerth-Truppe genügte eine durchschnittliche Leistung, um weiterhin tonangebend zu sein. Der eingewechselte Stürmer Muhamed Sanyang präsentierte sich agil und war ein ständiger Unruheherd. Nachdem er die erste Möglichkeit liegen ließ (59.), wurde er nach einer Schumann-Vorlage nur unzureichend am Torschuss gehindert, der zur Vorentscheidung einschlug (62.). In der letzten halben Stunde gelang es dem Sportverein, offensiv Akzente zu setzen und sich Chancen herauszuspielen. Der Schuss von Tim Schraml ging ans Außennetz (63.), Chris Losers Distanzschuss wurde von Ziesche unhaltbar zum 4:1 abgefälscht (67.). Mergim Neziri (71.) und Michael Renner (75.) scheiterten aus aussichtsreichen Positionen, besser machte es Tyron Profis, der einen schönen Spielzug über Osipidis und Schraml zum 4:2 veredelte (85.). „In der zweiten Halbzeit haben wir deutlich nachgelassen und fast noch das 4:3 kassiert“, sah Schumann einen weniger konzentrierten Auftritt der Seinen nach dem Seitenwechsel. Doch unterm Strich stand für den Linksfuß, der an der Hohenstaufenstraße einen Zwei-Jahres-Vertrag signierte, ein „verdienter Sieg“, den auch Gianni Coveli sah: „Wir dürfen uns über das Ergebnis nicht beschweren.“ Bei seinem Team gab es gute Aktionen nach vorne, „aber der letzte Ball kam nicht an.“ Insgesamt sei die Vorstellung „hinten fahrlässig und vorne nachlässig“ gewesen, „man merkt, dass wir es zurzeit nicht schaffen, zu ein Hundert Prozent fokussiert zu sein.“ Womit man wieder beim eingangs erwähnten Thema wäre: eine lange Saison fordert nicht nur körperlich ihren Tribut, sondern auch in Sachen Konzentration.
SSV Reutlingen: Piu – Staiger, Jäger, Eiberger, Lübke (86. Tuksar), Meixner, Mohr, Djermanovic (46. Sanyang), Schumann, Kuengienda (66. Beifuß), Mayer (79. Krajinovic).
SV Göppingen: Schleicher – Loser, Fennell (46. Frenz), Steinbrenner (46. Clauß), Schramm (71. Renner), Piljek (46. Profis), Brück, Schraml, Osipidis, Neziri, Ziesche.
Tore: 1:0 Djermanovic (2.), 2:0 Schumann (39.), 3:0 Eiberger (40.), 4:0 Sanyang (62.), 4:1 Ziesche (67.), Profis (85.).
Schiedsrichter: Tobias Huthmacher (Sigmaringen). – Zuschauer: 1000.