Sportverein tritt auf der Stelle
Nach einer zerfahrenen Oberliga-Begegnung bleibt der SV Göppingen mit dem 1:1 (1:0) gegen die Sport-Union Neckarsulm weiterhin ohne Sieg im neuen Jahr. Von Andreas Böhringer
Die sportliche Rivalität zwischen dem Göppinger Sportverein und der Sport-Union Neckarsulm begann bereits zu Verbandsliga-Zeiten, beide schafften schließlich gemeinsam den Sprung in die Oberliga. Aus dieser Tradition entwickelte sich der Begriff Württemberg-Classico, der am Samstag eine Neuauflage erlebte und nach dem 1:1 bleibt die Bilanz bei jeweils fünf Erfolgen und nunmehr sieben Remis in den letzten zehn Jahren usgeglichen. Doch weder das Wetter noch die sportlichen Darbietungen wurden dem großen Vorbild aus Spanien gerecht, denn über weite Strecken war es eine zerfahrene Partie, in der sich die Hausherren auf dem schwer zu bespielenden Rasen in ihren Offensivbemühungen schwer taten.
„Zurzeit läuft es nicht so für uns“, lautete das Fazit von Filip Milisic. Der Abwehrchef ist unverzichtbarer Bestandteil der SV-Elf, die sich gegenüber der 0:2-Niederlage in Hollenbach auf vier Positionen änderte, wobei Janick Schramm (Sprunggelenk) und Mirhan Inan (Wadenverhärtung) verletzt fehlten. Aus dem 3-5-2 wurde ein 4-4-2, in dem Nachwuchsmann Berk Yalman auf der ungewohnten Rechtsverteidiger-Position zu seinem Startelf-Debüt kam und einer von wenigen Lichtblicken bei den Rot-Schwarzen war, die einen passablen ersten Durchgang hinlegten. Nachdem sich der heftige Regenschauer verzogen und sich die Sonnenstrahlen gezeigt hatten, fiel prompt die Führung durch eine direkt verwandelte Freistoß-Flanke von Max Hölzli, die in Richtung Tor von SUN-Keeper Bromma getreten an Freund und Feind vorbei im langen Eck landete (17.). Die Gäste von Nikola Grgic gingen trotz des unglücklichen Rückstands nicht von ihrem 3-5-2, das oftmals zu einem 5-3-2 wurde, ab und waren weiterhin um defensive Stabilität bemüht. In der Offensive profitierten sie von dem teils risikoreichen Aufbauspiel der Coveli-Truppe, die sich außerdem wiederholt teils unerklärliche Fehlpässe leistete, die Neckarsulm einluden. So auch bei der Großchance in der 23. Minute, als SUN nach einem SV-Ballverlust im Mittelfeld direkt in die Spitze spielte. Claudio Bellavane kam knapp außerhalb des Strafraums an den Ball und nicht nur in dieser Szene sorgte Torhüter Marcel Schleicher mit einem unnötigen Ausflug aus seinem Kasten für Herzrasen bei den SV-Fans, doch der Lupfer ging knapp daneben. Für den Sportverein, der das aktivere Team und daher auch verdient in Führung war, hatte Tim Schraml nach einer Ecke noch eine gute Möglichkeit (36.).
Die allenfalls durchschnittliche Leistung ging nach dem Seitenwechsel bei Brück, Tunjic & Co weiter nach unten und die zunehmende Passivität im Abwehrverhalten wurde prompt bestraft. „Das haben wir nicht gut verteidigt und die Flanke vom Flügel zugelassen“, kommentierte Milisic das 1:1 und nahm sich selbst nicht aus der Verantwortung: „Im Zentrum sind wir, auch ich, zu weit weg.“ Der linke Mittelfeldakteur Maximilan Gebert konnte das Leder in aller Ruhe in die Mitte zirkeln, wo Pasqual Pander aus zehn Metern vollendete (51.). Nach zwei guten Auftritten, die aber nicht mit Siegen belohnt wurden, und der Minus-Leistung zuletzt in Hollenbach war den Gastgebern nach diesem Ausgleich die Verunsicherung anzumerken. Das Bemühen um eine abermalige Führung war den Coveli-Schützlingen zu keiner Phase abzusprechen, doch die Versuche blieben Stückwerk. Nachdem Gebert nach einer zu kurzen Schleicher-Faustabwehr den Nachschuss daneben setzte (64.), wollte Coveli mit einer neuen Flügelzange, Mergim Neziri und Onur Mutlu kamen, Impulse setzen, was situativ auch gelang. Nachdem die Gastgeber bei einem weiteren Schleicher-Ausflug Glück hatten, wurde im Gegenzug die SUN-Abwehr über die rechte Seite ausgehebelt und Yalman hätte zum Helden des Tages werden können, doch sein Abschluss aus zwölf Metern wurde gehalten (77.). Einen ähnlichen Angriffszug fuhr der Sportverein kurz vor dem Schlusspfiff, Mutlu setzte wiederum Yalman ein, doch sein Schuss wie auch der zweite Versuch von Tim Schraml blieben an Abwehrbeinen hängen.
„Das war Not gegen Elend“, war der einhellige Tenor auf der Tribüne als der Schlusspfiff des gut leitenden Unparteiischen Manuel Bergmann ertönte. Im Abstiegskampf war Neckarsulm das Zustandekommen des Remis verständlicherweise egal und der Punktgewinn wurde gefeiert, während sich beim Sportverein Enttäuschung breit machte.
SV Göppingen: Schleicher – Schumann, Milisic, Steinbrenner, Yalman, Hölzli (69. Neziri), Brück, Schraml, Ziesche (69. Mutlu), Tunjic, Lekaj (76. Profis).
SU Neckarsulm: Bromma – Gebert (64. Marmullaku), Klotz, Grupp, Romano, Demir (87. Fausel), Seybold, Müller (84. Selz), Pander, Bellavane (61. Fischer), Atutononu McDonald.
Tore: 1:0 Hölzli (17.), 1:1 Pander (51.). – SR: Manuel Bergmann (Laupheim). – Zuschauer: 350.